Wut ist ja in unserer Gesellschaft ein Gefühl, das sehr oft unterdrückt wird, weil es nicht erwünscht ist, weil oft bei Menschen Angst besteht, dass sie ihre Wut nicht angemessen ausdrücken können und weil Wut ein sehr kraftvolles Gefühl ist. Und – machen wir uns nichts vor – jeder von uns kennt es doch, wütend zu sein, innerlich zu brodeln und dennoch so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Jeder Mensch könnte bestimmt auch aus dem Stegreif einige Menschen aufzählen, auf die er wütend ist bzw. war oder einige Situationen benennen, in denen er wütend war.
Nachdem ich mich ein wenig mit der Primärtherapie nach Arthur Janov beschäftigt und sein Buch „Der neue Urschrei“ gelesen hatte, entdeckte ich das Buch „Ich bin so wütend“ von Anita Timpe. Auf der Webseite von Anita Timpe entdeckte ich, dass sie zusammen mit Rolf Tensfeldt Seminare mit dem Titel „Wohin mit meiner Wut“ veranstaltet.
Wieso nahm ich an einem Workshop zum Thema Wut teil?
Du fragst Dich jetzt möglicherweise, wie ich dazu gekommen bin, in so einen Workshop zu gehen. Nun, dazu gibt es eine kleine Geschichte. Wenn Du diesen Blog verfolgt hast, weißt Du ja, dass ich in diesem Jahr viel in Sachen Gesang und Stimme unterwegs war. Unter anderem habe ich mir auch einige Stunden Gesangsunterricht bei einem Gesangslehrer geleistet.
Dort ging der Unterricht so los, dass ich zuerst Sprech- und Atemübungen gemacht habe, bei denen es wichtig ist, die Töne kraftvoll, aus dem Zwerchfell und mit großer Präsenz herauszubringen.
Bei einer Übung, die so ein bisschen wie Fechten wirkte, wollte es bei mir nicht so recht klappen mit der Präsenz. Mein Gesangslehrer meinte daher zu mir, ich solle mir mal ein Feindbild vorstellen, was ich dann auch prompt tat.
Ich war total erschrocken darüber, was da für ein Ton aus mir kam!!! Und gleichzeitig spürte ich auch, wie Aggressionen in mir hochstiegen – aufgrund so einer „kleinen“ Sprechübung.
Das brachte mich dazu, mich näher mit dem Thema Wut und Aggression zu befassen…
Der Workshop
Er fand in einer äußerst angenehmen Atmosphäre statt und wir waren 10 Teilnehmer – Frauen und Männer, die aus den unterschiedlichsten Gründen das Bedürfnis hatten, sich mit ihrer Wut näher zu befassen. Da wir uns nicht auf die übliche Art kennen lernten (Was bist du von Beruf? Wieviel Kinder hast Du etc.), sondern über unsere tief liegenden Vater-Mutter-Themen, über unsere Ohnmacht, Angst und Wut, war es ein Kennenlernen der ganz besonderen Art.
Auch den Umgang miteinander empfanden alle als sehr angenehm, weil wir uns eben auf einer tiefen, menschlichen Art begegnet sind.
Wir haben Fantasiereisen gemacht, unserer Wut zeichnerisch Ausdruck verliehen, hatten Gesprächsrunden, haben immer wieder in den Körper hineingespürt und auch Körperübungen gemacht. Wir haben getanzt, gelacht, geweint und jeder hatte eine sehr intensive Einzelarbeit, von der alle profitierten, denn jeder konnte sich aus den Themen, die die anderen hatten, das herausfiltern, was ihn selbst betrifft, wütend macht usw.
Es war richtig Arbeit. Dennoch verging die Zeit wie im Fluge und wir waren alle ein wenig traurig, als wir uns am Sonntag verabschiedeten. Manche Teilnehmer waren von weiter her angereist. Viele kamen aus Berlin. Und alle haben in der Abschlussrunde gesagt, dass der Workshop ihnen etwas gebracht hat, dass sie mit ihrer Wut besser umgehen können und dass sie dankbar dafür sind, die Erfahrung gemacht zu haben, dass sie mit ihrer Wut nicht allein sind, sondern dass andere Menschen auch ein Thema mit der Wut haben.
Fazit
In diesem Workshop habe ich sehr viel über mich, über meine Gefühle und über das Funktionieren von Beziehungen unterschiedlichster Art gelernt und eine Menge interessanter Menschen getroffen. Die beiden Workshopleiter sind professionell, einfühlsam und authentisch und ich habe mich in diesem Workshop, in dieser Gruppe und bei den Workshopleitern sehr gut aufgehoben gefühlt. Also, falls Du Deine Wut näher kennen lernen willst – vielleicht ist das ja eine Option für Dich?