Warum ein Performance-Training?
Gestern hatte ich meinen großen Auftritt in der Filmbühne am Steinplatz in Berlin, einer richtig urigen Location! Es hat total Spaß gemacht und ich war überraschend unaufgeregt.
Aber der Reihe nach: Ich hatte mal wieder einen Groupon-Gutschein ergattert und dachte mir, so ein Bühnentraining könnte eine gute Möglichkeit sein, die Angst vor der Bühne oder überhaupt die Angst davor, vor vielen Menschen irgendetwas vorzutragen (sei es nun eine Rede, ein Song oder eine Präsentation), zu verlieren oder zumindest abzumildern. Wobei ja dahinter die Angst vor Blamage steckt. Die kennst Du doch sicherlich auch, oder?
Ich habe in Strausberg schon einmal eine Rede vor der Stadtverordnetenversammlung gehalten. Das ist ca. 25 Jahre her, aber ich erinnere mich noch recht genau daran: Ich war vorher mega-aufgeregt. Als ich dann aber an dem Pult stand und auf die vielen Menschen blickte, dachte ich so: „Hm. Das ist ein Ding. Die müssen jetzt alle mir zuhören.“ Es war ein erhabenes Gefühl. Na ja, sie mussten ja nicht direkt alle zuhören – sie hätten sich auch mit etwas anderem beschäftigen können, aber der Gedanke faszinierte mich. Und nach der Rede, als alles gut gelaufen war, dieser Adrenalinausstoß, den ich hatte, das war schon was…
Also habe ich mir gedacht, ich muss doch mal probieren, ob das noch so ist, ob ich mich evtl. voll zum Affen mache oder was da passiert bei so einem 2tägigen „Break Free“ Bühnentraining. Eigentlich dachte ich ja, das hat etwas mit Rhetorik und Sprechen zu tun. Aber dann kam alles ganz anders.
Tag 1 von „Break Free“
Am Dienstag um 10 Uhr ging es los. Herbert Feuersänger und Janice Marks waren die Coaches. Wir waren eine bunte Truppe unterschiedlichster Menschen und Herbert und Janice erzählten zunächst etwas über sich und darüber, was in den zwei Tagen so alles geplant ist. Es hieß nämlich in der Einladung, dass am letzten Tag um 19 Uhr ein Bühnenauftritt stattfinden würde und wir sollten schon mal all unsere Freunde und die Familie einladen. Und es hieß, wir sollten singen, denn jeder kann singen. Komischerweise hat diese Ansage meine Neugier nicht vermindert, ganz im Gegenteil. Vor einem Jahr noch hätte ich da ganz anders reagiert!
Wir bekamen einen großen Ordner, in dem die Songs drin standen, die Herbert als Karaoketitel auf seinem Laptop hatte und jeder hat sich einige Songs ausgesucht. Beim Vorsingen wurde dann ziemlich schnell klar: Dieser Song passt nicht zur Stimmlage, jener hat eine viel zu große Wortdichte und wieder ein anderer ist einfach nur langweilig. Es war nicht so einfach, die passenden Songs für jeden zu finden, aber Herbert und Janice haben das dann doch geschafft. Ein paar Gruppensongs und Duette wurden auch noch gefunden. Dann ging es an die Performance.
Dieser erste Tag war für mich sehr interessant. Ich hatte das Gefühl, viel präsenter und viel mehr „aus dem Kopf heraus“ zu sein als normalerweise und doch war es überhaupt nicht anstrengend und äußerst kurzweilig. Und das, obwohl ja für jeden von uns mindestens 2 Songs gefunden werden mussten. Nun hieß es, wir sollten für morgen die entsprechende Garderobe für die Auftritte mitbringen.
Ich hatte während der Fahrt nach Hause noch jede Menge Ideen und habe am Abend gleich angefangen, meinen Koffer für den nächsten Tag zu packen. Ich war voller Energie, habe noch lange telefoniert und bin ziemlich spät schlafen gegangen.
Tag 2 von „Break Free“
Am zweiten Tag ging es erst um 12 Uhr los. Dafür stand aber ein straffes Programm auf der Tagesordnung, denn es hieß: Performen, performen, performen. Wir bekamen viele wertvolle Tipps, wie wir unsere Bühnenperformance noch besser gestalten können. Oberstes Gebot war von Beginn des Workshops an: Es geht darum, dass wir selber Spaß haben und dass das Publikum Spaß hat. Perfektion ist nicht wichtig. Das empfand ich als ungeheuer entlastend und ich hab mir dann auch gesagt, okay, wenn das so ist, dann setze ich mir doch mal zum Ziel, mich auf der Bühne völlig zum Affen zu machen. Es geht um nichts und Spaß zu haben, das klingt doch einfach gut. Um dem Ganzen noch den ultimativen Kick zu geben, dachte ich mir, ich trete doch gleich mal in knallroten Strapsen auf. 😉 Wenn schon, denn schon.
Jeder hat also seine Performances 2-3x geübt und dann war es auch schon fast soweit, dass das Publikum kam. Irgendwie war ich auch am 2. Tag so ziemlich die ganze Zeit präsent. Dann füllte sich gegen 19 Uhr der kleine Saal mit unserem Publikum. Und dann:
Showtime!
Es war absolut Spitze und hat einen Riesenspaß gemacht. Wir hatten das ja vorher mit dem Umkleiden gar nicht geprobt, aber es lief alles prima.
Wir waren ein Team! Jeder half dem anderen und ich war immer noch so merkwürdig unaufgeregt vor meinen Auftritten. Das Schöne an der Sache war ja, dass das Publikum so begeistert war und dass der Denker im Kopf die ganze Zeit ausgeschaltet war. Es war ein Spiel und ich finde, wir sollten viel mehr spielen im Leben. Spielen und Freude dabei haben. Die hatte ich also in den 2 Tagen definitiv. Mir hat es total Spaß gemacht, diese Facetten von mir, die bei dem Coaching herausgekitzelt wurden, zu erfahren und zu erleben, wie das Angstmuster einfach irgendwie weg war. Das war schon ziemlich mindblowing. Aber Mindblowing vom Feinsten, denn ich habe das Gefühl, bei dem Coaching wurde auf so vielen Ebenen gearbeitet, dass ich das erst einmal noch etwas sacken lassen muss. Dafür ein ganz großes Dankeschön an Herbert und Janice!