Vorgestern habe ich mal das HB-Männchen in mir raushängen lassen: Ich bin in die Luft gegangen. Nein, nicht gegangen, sondern geflogen. Mit einem Ultraleicht-Flugzeug, das ich zeitweise auch mal selbst gesteuert habe. Es war unglaublich!
Aber von vorn: Ich hatte einen Groupon-Gutschein (danke, lieber Groupon, dafür, dass Du mir diese vielen verschiedenen interessanten Erfahrungen ermöglichst), den ich vor einigen Monaten erworben habe und den ich nun, bei allerschönstem sonnigen Herbstwetter, einlösen wollte. Der Aero Light Club (mittlerweile – Stand 2018 – heißt das Unternehmen RUWE AERO) befindet sich auf dem Flugplatz Strausberg, dessen Name, wie ich erfuhr, EDAY ist, den ich aber scherzhaft „Zentralflughafen Strausberg Nord“ nenne. Für mich also sozusagen ein Heimspiel.
Morgens um 8.45 Uhr sollte ich da sein. Ich wurde empfangen von einem großen Hund und einer Frau, die mich ebenso wie der Hund begrüßte und mir gleich erklärte: „Unter Fliegern sind wir per Du. Ist das okay?“ Na klar, das war okay. Ich bekam zuerst eine theoretische Einweisung. „Warum fliegt ein Flugzeug? Wieviel darf ein Ultraleicht-Flugzeug maximal wiegen? Was macht das Höhenruder? Was ist Auftrieb? Wozu ist der Propeller da?“ All solche Fragen wurden da erläutert.
Ich erhielt Antworten auf Fragen, die ich mir noch nie gestellt habe, die aber total einleuchtend waren. Im normalen Leben steige ich im Grunde einfach in ein Flugzeug, also eine Passagiermaschine, ein und mache mir keinen Kopf darüber, warum das Ding fliegt. Von daher waren diese 45 min Theorie sehr interessant.
Dann ging es in die Luft mit einem Fluglehrer. Wir liefen durch das Flughafengebäude. Kein Mensch wollte irgendwelche Ausweise sehen. Gepäck hatten wir ja eh nicht dabei. Also wir liefen da einfach durch, gingen auf den Flugplatz und hin zu einem doch recht kleinen Flugzeug, einer Rider. Zunächst gingen wir um das Flugzeug herum und sahen uns die wichtigsten Flugzeugbestandteile an.
Der Fluglehrer hatte eine Checkliste dabei und prüfte alles, was auf der Liste stand. Das war eine ganze Menge. Dann erklärte er mir das Cockpit, das ich recht übersichtlich fand im Gegensatz zu manchen Autos. Nun ging es ans Einsteigen. Besser gesagt: Ans Hineinrollen. Irgendwie kam ich in dem Flugzeug in einer fast liegenden Position zum Sitzen. Ein merkwürdiges Gefühl.
Unter den Füßen hatte ich zwei bewegliche Fußrasten zum Lenken und dann gab es einen Steuerknüppel zwischen den Beinen. Anschnallen ist natürlich Pflicht und da das Flugzeug keine Rollgurte hatte, fühlte ich mich ziemlich fest angeschnallt. Dann setzten wir die Kopfhörer auf, um während des Fluges miteinander kommunizieren zu können und es ging los:
Ich steckte den Zündschlüssel ins Schloss, der Fluglehrer funkte den Tower an, prüfte den Motor und rollte zur Startbahn. Und schon waren wir in der Luft! Das ganze Procedere ging ziemlich schnell.
Ultraleichtflugzeuge (auch UL-Flugzeuge genannt), fliegen im Sichtflug, also unter den Wolken. Daher konnte ich die wunderschöne Herbstlandschaft, die wir hier haben, super von oben sehen. Ich habe mich während des Fluges sehr sicher gefühlt. Wir hatten optimales Flugwetter: Der wenige Nebel, der am Morgen noch am Flugplatz war, war mittlerweile verschwunden. Die Sonne schien und wir hatten wolkenlosen blauen Himmel.
Als wir unsere optimale Höhe erreicht hatten, habe ich mal mit dem Steuerknüppel begonnen, das Flugzeug zu lenken. Die Rider reagierte sofort und ich stellte fest: Hier muss ich noch sanfter lenken als beim Auto. Ich fragte den Fluglehrer, wo wir denn jetzt wären und er meinte, wir sind grad über Neuhardenberg. Wow! Gerade gestartet und schon über Neuhardenberg – das ging ja schnell. Kunststück: Wir flogen mit 190 km/h. Mir kam es gar nicht so schnell vor.
Über Müncheberg und Buckow flogen wir wieder zurück nach Strausberg, wo wir eine kleine Runde über der Stadt drehten, ehe wir sanft landeten. Während des Fluges habe ich mich mal wieder total in die Landschaft hier verliebt: Alle Sorten Wälder (Mischwälder sehen im Herbst von oben richtig toll aus), viele Seen, die im Sonnenlicht leicht glitzerten, hübsche, kleine Orte und alles sah so wunderbar aufgeräumt aus von oben.
Reinhard Mey sollte sein bekanntes Lied umdichten: Auch unter den Wolken kann die Freiheit grenzenlos sein! Als ich ausstieg, war mir völlig verständlich, warum Menschen UL-Fliegen zu ihrem Hobby oder gar ihrem Beruf machen.
Nach dem Flug bekam ich eine kleine Führung durch den Hangar, der aufgrund seiner Konstruktion etwas ganz Besonderes ist und unter Denkmalschutz steht. Ich konnte mir die dort abgestellten Flugzeuge ansehen und erfuhr, wie ich z.B. UL-Flugzeuge von Segelflugzeugen unterscheiden kann. Dort standen auch offene UL-Flugzeuge, die mich von ihrer Optik her ein wenig an die ersten Flugversuche von Otto Lilienthal erinnerten. 😉
Schließlich besuchte ich noch das Flugplatzmuseum, um etwas über die Geschichte des Flugplatzes zu erfahren, ehe ich mich wieder auf den Heimweg machte. Es war ein außergewöhnlicher Vormittag! Leider hatte ich sowohl meine Kamera als auch mein Handy zu Hause gelassen, so dass ich Dir keine Luftaufnahmen bieten kann. Aber es gibt einen kleinen Film vom Aero Light Club, den ich hier einfüge. Wenn Du selbst auch einmal mit einem UL-Flugzeug fliegen oder jemandem einen Flug schenken möchtest, findest Du hier die Preisübersicht.