Im vorigen Jahr habe ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit Stopping Movement gemacht. Stopping Movement ist eine Mischung aus Tanz und Bewegung und wurde von dem Israeli Avi Grinberg entwickelt. Zur Grinberg Methode gehört auch eine Form der Körperarbeit, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, da ich diese noch nicht ausprobiert habe. Es hat mich zu dieser Art der Körperarbeit bisher nicht hingezogen, denn ich habe in letzter Zeit in Sachen Körperarbeit ganz wunderbare Erfahrungen mit der energetischen Osteopathie gemacht.
Durch meine Seraphim Blueprint Lehrerin Mascha Romberg, die selbst Grinberg Studentin ist, erfuhr ich von Stopping Movement und schaute mich auf der entsprechenden Webseite mal um. Tja, und Ende 2013 gab es erstmals in Berlin einen Stopping Movement Abend mit Livemusik. Das hat mich gereizt. Da musste ich hin…
Die Veranstaltung war gut besucht und ich dachte noch, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass wir uns alle in dem Raum auch noch bewegen sollen. Interessanterweise funktionierte das wider Erwarten ganz gut. Ich hatte auch nicht erwartet, dass ich mit eine der Ältesten dort bin. Das hat mich auch nicht weiter gestört. Ich wollte mich bewegen und das tat ich auch. Die Trainerinnen leiteten uns in einfachem Englisch an und es wurde vorgeführt, welche Bewegungen wir machen sollten bzw. worum es geht.
Ich hatte im Internet vorher dieses Video gesehen (mit deutschen Untertiteln):
Unsere täglichen Bewegungen sind sehr eingeschränkt, gerade heutzutage im Computerzeitalter. Wir machen immer dieselben Bewegungen. Aber unser Körper kann viel mehr und auch für das Gehirn ist es gut, wenn neue Bahnen durch neue Bewegungen angelegt werden. Stopping Movement heißt im Grunde: Mache eine Bewegung und unterbrich‘ sie, fokussiere Dich aufs Stoppen. Es geht darum, die Aufmerksamkeit wieder in den Körper zu bringen, denn bei den meisten Menschen ist die Aufmerksamkeit überwiegend im Kopf.
Die Trainerin gab vor, auf welche Körperpartien wir uns besonders fokussieren sollen und welche Größe und Geschwindigkeit die Bewegungen haben sollen, z.B. rechter Arm, Augen und linkes Bein, kleine Bewegungen, mittlere Geschwindigkeit.
Dann gab es die entsprechende Musik dazu und das, was mir dabei passierte, war Folgendes: Mein Gehirn konnte sich gar nicht auf alles gleichzeitig konzentrieren. Mal fiel mir ein, ach ja, ich soll ja die Augen auch nach jedem Stopp in eine andere Richtung bewegen, dann habe ich wieder einen anderen Körperteil vergessen…
Genau deshalb heißt es auch: Stopping Movement Training. Je mehr man trainiert, desto besser wird das Körperempfinden, die Aufmerksamkeit ruht mehr im Körper und das Gehirn kann durch Erfahrung vieler neuer Bewegungen auch neue neuronale Bahnen anlegen, so dass es leichter fällt, sich auf die Bewegung mehrerer Körperteile zu konzentrieren. Expansion pur!
Die Körperweisheit übernimmt das Kommando – es entsteht Raum
Wie sich das anfühlt, das habe ich selbst am eigenen Leib im 2. Teil dieses Events erfahren dürfen. Wir sollten die Bewegungen mit den Armen und mit einem Fuß machen. Oje, und das auch noch ziemlich schnell und lange und, tja, eben nur auf einem Bein. Ich durfte also feststellen, dass es mit meiner Balance bei dieser Übung echt schwierig war. Die Übung nahm auch kein Ende – ich hatte das Gefühl, dass gerade dieser Abschnitt unwahrscheinlich lang war. Ich konnte kaum noch auf dem einen Bein stehen und gleichzeitig die Bewegungen dazu machen.
Plötzlich fühlte es sich in mir ganz merkwürdig an: Es war, als würde ein Teil meines Gehirns wie über eine Hürde springen, es wurde weit und danach war eine unbeschreibliche Freude in mir und ich konnte plötzlich die Balance sehr einfach halten – der Körper hatte das Kommando übernommen. Und ich hatte sooo viel Raum!!!
Die Erfahrung mit dem Raum habe ich auch noch in anderem Hinblick an diesem Abend gemacht. Mitunter sollten wir auch im Raum herum“tanzen“. Nun waren wir aber doch eben ganz schön viele Menschen und wenn jeder eine Menge Platz für seine Arm- und Beinbewegungen braucht und die Leute dann noch aneinander vorbei wollen… Normalerweise ist das überhaupt nicht mein Ding. Aber hier ging das so einfach. Ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, keinen Raum für mich zu haben, ganz im Gegenteil: Ich habe die Erfahrung gemacht, Raum zu haben, auch wenn im Grunde kaum Platz da ist. Eine faszinierende Erfahrung. Mindblowing.
Es hat total Spaß gemacht an diesem Abend und ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal soviel Schweiß vergossen habe!
Verschiedene Möglichkeiten des Trainings
Mich hat dieser Abend sehr beflügelt, immer mal wieder am 1,5stündigen Stopping Movement Basic Training teilzunehmen. Das erste Training ist frei, die Fünferkarte kostet 80 EUR und einmal Basic Training kostet 20 EUR.
Beim Basic Training werden zunächst einige Aufwärmübungen gemacht, ehe es mit Stopping Movement richtig losgeht. Auch mit Musik, aber eben keine Livemusik. Zum Abschluss wird es langsamer und es gibt einige Atemübungen im Liegen. Danach empfinde ich jedes Mal eine große Stille, Wachheit und Klarheit. Und es ist fast immer (außer wenn sich eine Trainerin mal entschließt, den ganzen Abend nur sehr kleine und langsame Bewegungen anzuleiten) zwar schweißtreibend, aber mit Freude verbunden.
Beim Basic Training habe ich es bisher noch nicht erlebt, dass mit Hilfsmitteln oder in Zweiergruppen trainiert wurde. Diese Varianten scheinen erst in den Kursen gelehrt zu werden. Beim Basic Training trainiert also jeder für sich. Die Gruppen sind auch oft nicht sehr groß, so dass sehr viel Platz zum Üben vorhanden ist.
Wenn Du gleich aufs Ganze gehen willst, dann buchst Du einen Level-1-Kurs mit 20 aufeinander aufbauenden Übungseinheiten für 380 EUR. Damit kannst Du auch alle laufenden Basic-Trainings besuchen, ohne dafür extra zu bezahlen, d.h. Du kannst mehrmals in der Woche trainieren. Aus meiner Sicht: Eindeutig besser als ins Fitness-Studio zu gehen. 😉
Die Grinberg-Leute geben übrigens auch einige sehr interessante Workshops – manche sogar kostenlos.
Dieses Video ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Stopping Movement sieht nicht immer wirklich schön aus, denn es geht u.a. auch darum, das Gesicht zu entspannen – mit Grimassen. Bzw. damit, dass bei den Bewegungen auch Mund und Augen einbezogen werden.