Kürzlich war ich beim Tag der offenen Tür in der Somatischen Akademie Berlin. Es gab dort einen Einblick in die Arbeit der Somatischen Akademie in Form von 45minütigen Kurzworkshops und Einzelarbeit.
Vor einigen Jahren habe ich am Workshop „Continuum Movement – The fluid body“ bei Kai Ehrhardt, einem der Gründer der Somatischen Akademie, teilgenommen. Daher ahnte ich, dass die Körper- und Stimmarbeit, die dort angeboten wird, richtig gut ist.
Und ich wollte natürlich mehr darüber wissen. Besonders der eine Workshop, bei dem es um „Somatic Experiencing“ nach Peter Levine ging, hatte es mir angetan. Ich wollte diese Trauma-Körperpsychotherapie unbedingt am eigenen Leibe erfahren! Das war mein größter Wunsch für diesen Tag.
Eigentlich schon seit langer Zeit, aber spätestens seit meiner Ausbildung zur White Light Begleiterin finde ich, dass Trauma eine der sowohl schlimmsten als auch faszinierendsten Erfahrungen ist, die Menschen auf diesem Planeten machen können.
Ich interessiere mich sehr dafür, wie diese im Körper, im Nervensystem und in allen feinstofflichen Feldern rund um den grobstofflichen Körper herum gespeicherten heftigen Erfahrungen wieder so in Balance gebracht werden können, dass Menschen nicht mehr unter dem Trauma leiden müssen, sondern im bestmöglichen Falle diese Erfahrung als einen Schatz, als eine wertvolle Erfahrung betrachten können, die ihnen hilft, ihr Potenzial zu entfalten.
Dummerweise war an diesem Morgen nichts in mir so richtig „im Fluss“. Solche Tage kennst Du bestimmt auch. Ich fühlte mich hin- und hergerissen: Sollte ich nach Berlin fahren oder nicht?
In meiner Psyche war ein ziemlicher Aufruhr, mein Körper fühlte sich schlapp an und dann kamen noch so einige kleine Dinge zusammen wie: Aufzug funktioniert nicht, Nachbarin möchte gern noch ein kleines Schwätzchen halten… Kurz: Ich war angenervt, entschied mich aber dennoch interessanterweise dafür, nach Berlin zu fahren.
Irgendwann auf der Fahrt fiel mir trotz meiner anfänglichen „Betriebsblindheit“ ein, dass ich doch mal den leisen Versuch unternehmen könnte, mich jetzt in diesem Moment so zu akzeptieren, wie ich bin: Mit allen Wenns und Abers und allem Aufruhr und mich einfach auf das einzulassen, was mir beim Tag der offenen Tür begegnen würde. Und: Langsam, aber sicher entspannte sich etwas in mir!
Mich hat dieser Morgen ein wenig daran erinnert, wie ich zu meinem ersten Seraphim Blueprint Workshop gefahren bin. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass irgendetwas für mich sehr Wichtiges passiert, wenn der Tag so los geht. Aber meist erschließt sich mir das erst rückblickend…
Intuitives Klangwissen mit Sven Bernsmeister
Bei der ersten Einzelarbeit, die ich mir ausgesucht habe, ging es um Klänge. Sven Bernsmeister, der sich schon seit seiner Kindheit mit Klang und Musik befasst hat und u.a. eine Ausbildung im Lichtenberger-Institut von Gisela Rohmert absolviert hat, lud dazu ein.
Es ging darum, sich zunächst durch bestimmte Atemübungen zu erden und präsent zu sein, um dann den Klang, der z.B. durch Klangschale, Hirschtrommel oder Spring Drum produziert wurde, so zu lauschen, dass wir eins mit dem Klang wurden.
Ich hatte mir dazu das Spring Drum ausgesucht, ein witzig aussehendes Klanginstrument, mit dem sich Gewitter gut imitieren lässt. Hier mal ein kleines Video dazu, wie sich dieses Instrument anhört:
Wir haben es in der Einzelarbeit so gemacht, dass wir unsere Klanginstrumente recht dicht ans Ohr gehalten (oder die Klangschale wie einen Hut auf den Kopf gesetzt) haben, um noch verbundener mit dem Klang zu werden. So haben wir einfach rund 10 Minuten (in meiner Wahrnehmung war es wesentlich länger, aber ich hatte da auch kein Zeitgefühl mehr) den Klängen gelauscht, die unsere Instrumente produzierten und mit ihnen experimentiert.
Ich habe festgestellt, dass ich mich danach wesentlich zentrierter, kraftvoller und klarer gefühlt habe als vorher.
Diese Klangarbeit bringt Menschen wirklich in ihre Präsenz – alle anderen Teilnehmer haben das auch so bestätigt. Danke, Sven, das war eine hochinteressante und sehr angenehme Erfahrung!
Somatic Experiencing nach Peter Levine mit Dragana Cukavac
So wunderbar zentriert, war ich gut vorbereitet für den Workshop bei Dragana Cukavac, die nicht nur mit Somatic Experiencing, sondern auch mit Feldenkrais arbeitet.
Die Feldenkrais-Arbeit hatte ich bereits Jahre zuvor als sehr wirkungsvoll kennen gelernt und nun war ich sehr neugierig auf Somatic Experiencing.
Dragana erzählte zunächst kurz über ihre Arbeit und fragte uns dann, ob sie lieber Feldenkrais oder eher Somatic Experiencing an einer Testperson vorführen soll. Wir waren 5 Teilnehmer an dem Kurz-Workshop und alle wollten Somatic Experiencing sehen. Dragana stellte also die Frage „Wer möchte…?“ und schon nach dem „wer“ war mein Arm oben. Das ist normalerweise nicht meine Art, aber diesmal war es halt so… 😉
Ich war also die Testperson. Und ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Ich war aber interessanterweise auch nicht aufgeregt, denn ich kam ja aus dem Klangworkshop. Zunächst fragte Dragana, an welchem Thema ich arbeiten möchte und ich bemerkte, wie ich sagte, dass ich in größeren Gruppen Schwierigkeiten habe, bei mir zu bleiben und dass ich daran arbeiten möchte.
Ich hatte mir vorher keine Gedanken darüber gemacht, dass ich ja ein bestimmtes Thema haben müsste und habe mich selbst ein wenig darüber gewundert, was ich sagte. Dragana lud mich ein, hinzuspüren, wo ich die anderen 4 Workshopteilnehmer gern positioniert haben möchte, wo ich selbst sitzen möchte und wo sie sich hinsetzen soll. Das war einfach und fühlte sich, nachdem alle ihre Plätze eingenommen hatten, auch sehr gut an.
Dann forderte sie mich auf, meine Sitzfläche zu spüren und die Fußsohlen. Anschließend sollte ich mal hinfühlen, wo in meinem Körper sich irgendetwas nicht so ganz stimmig anfühlte und das war in diesem Fall mein Kopf. Genauer gesagt, die linke Kopfhälfte. Das kannte ich schon. Es war also vertraut für mich.
Danach sollte ich gucken, wo im Körper ich ein komplett gegensätzliches Gefühl zu dem Gefühl im Kopf hätte. Das war etwas schwieriger, aber letztendlich entschied ich mich für die Beine. Ich spürte, wie sie angenehm prickelten, nicht zu stark, aber wahrnehmbar. Da war keine Spannung und sie fühlten sich gut an.
Dragana sagte, ich solle meine Beine mit den Händen berühren und immer wieder hinspüren und auf einmal merkte ich, wie ich einen Anflug von Wut spürte und am Liebsten mit den Knien und Ellenbogen nach außen ausschlagen würde. Das teilte ich ihr mit und zeigte ihr auch, wie ich es meinte und sie sagte, ich solle diese Bewegung, die ich eben so schnell gemacht habe, nun ganz langsam ausführen.
Das war eine Herausforderung! Normalerweise, mit dem logischen Verstand, würde ich sagen: Wo ist das Problem? Ob ich nun eine Bewegung schnell oder langsam mache, könnte ja im Grunde egal sein. Aber indem ich diese Bewegung langsam machte, kam ich mit Gefühlen von Traurigkeit und Unsicherheit in Berührung und mein Körper fing an, eigene Bewegungen aus sich heraus zu machen, während ich die Bewegung, die ich machen sollte, ganz langsam ausführte.
Dragana bezeichnete das als Entladung von Spannung, die schon lange im Körper festgehalten wurde. Danach fühlte sich mein Körper sehr erschöpft an und ich hatte das Bedürfnis, ihn einfach nach vorn hängen zu lassen: Den Kopf fallen zu lassen, den Kiefer und die Schultern hängen zu lassen. Genau das sollte ich auch tun und ich tat es für kurze Zeit, ehe ich die Ursprungsbewegung, die ich ja noch nicht fertig hatte, weiterführte. Da kam dann nochmals eine Entladung.
Mit großem Staunen bemerkte ich, dass nach jeder Entladung, wenn ich die Augen mal kurz öffnete, die Welt bunter aussah und der Raum heller erschien. Ich schien noch schärfer sehen zu können und hatte das Gefühl, mehr Freude in mir zu beherbergen und mehr Raum um mich herum zu haben.
Am Ende dieser kurzen Vorführung bekamen sowohl Dragana als auch ich ein kleines Feedback. Ich für meinen Teil habe mich zu jeder Zeit dieser Arbeit sicher und gut aufgehoben gefühlt und realisierte dann auch unter Staunen, dass ich mich so sicher gefühlt habe, weil ich im Grunde so vieles durfte: Ich durfte alle Menschen positionieren. Ich durfte dem nachgeben, was in mir war und genau die Bewegungen machen, die mein Körper machen wollte. Für meinen Verstand war das nicht so wirklich zu begreifen. Aber mein Körper fühlte sich äußerst wohl mit dieser Erkenntnis.
Es war eine sehr tiefe und doch schlichte Art der Körperarbeit, die meine Erwartungen weit übertroffen hat und immer noch ein wenig nachwirkt und ich bin sowohl Dragana als auch den anderen Teilnehmern sehr dankbar dafür, dass ich das so erleben durfte.
Hier ein Video, das zwar akustisch nicht so toll ist, das aber Somatic Experiencing sehr gut beschreibt:
Essential Voice Experiencing mit Hilde Kappes
Nach dieser tiefen und schönen Erfahrung überlegte ich, ob ich noch an den anderen drei Workshops teilnehmen möchte oder ob ich den Tag der offenen Tür für mich als beendet erklären sollte. Ich entschied mich dann aber doch dafür, den nächsten Workshop mit Hilde Kappes mitzumachen, bei dem es um die Stimme ging.
Es stellte sich heraus, dass es nicht nur um die Stimme, sondern auch ums Lachen ging… Diesmal waren wir ziemlich viele Teilnehmer, schätzungsweise 25. Jeder sollte zunächst mal eine Kostprobe eines Lachens bringen und alle anderen sollten das nachmachen. Wir mussten dabei viel lachen, auch außerhalb des vorgegebenen „Rahmens“. Es war ähnlich wie beim Lachyoga.
Anschließend sangen wir einige Silben, machten eine einfache Schrittfolge dazu, sollten uns in der Folge mit geschlossenen Augen zu diesem Gesang mit dieser Schrittfolge bewegen und später auch noch kleine Bälle fangen. Stimme und Bewegung standen hier im Mittelpunkt.
Als Nächstes sollte jeder einige Sätze in einer Fantasiesprache sagen. So, als wären wir alle Indianerhäuptlinge und hätten wichtige Dinge kundzutun. Das sorgte natürlich für viel Heiterkeit, denn nicht nur die Sprache, sondern auch die Gesten waren sehr interessant.
Zum Schluss sangen wir alle einige selbst gemachte sakrale Gesänge, die durchaus auch in einer Kirche gut anzuhören gewesen wären. Ich war überrascht, wie einfach das war und wie sich solche Stimmimprovisationen aus dem Stegreif bilden können.
Dieser Workshop war für mich mit viel Freude, Leichtigkeit und Lachen verbunden. Genau das Richtige nach der vorangegangenen Körperarbeit. Danke, Hilde, das war beeindruckend!
… und noch ein Workshop bei Sven Bernsmeister…
Eigentlich wollte ich nach meinem Plan jetzt den anderen Somatic Experiencing Workshop besuchen, aber Sven hatte in der Einzelarbeit so viel zu seinem Workshop erzählt und auch noch angedeutet, einige andere Instrumente dabei zu haben, dass ich mich nochmal für die Klangarbeit entschieden habe.
Diesmal machten wir andere Atemübungen und ich hatte ein Becken, also so einen „einzelnen Topfdeckel vom Schlagzeug“, dessen Klang ich lauschte. Bei diesem Instrument hatte ich nach kurzer Zeit auch wieder ein Gefühl von noch mehr Zentrierung und es war, genau wie bei der Einzelarbeit, so, dass der Körper nach einer kurzen Zeit seine eigenen Bewegungen entfaltete und ich eins mit dem Klang wurde.
Auch hier waren wir rund 25 Personen und es wurde ganz schön laut, als jeder mit seinem Klanginstrument beschäftigt war. Interessanterweise war das für mich völlig okay, während andere es als zu laut empfanden. Das hat mir schon wieder ein Staunen entlockt, denn normalerweise wäre es mir in solch einer Situation viel zu laut gewesen!
Sven hatte auch – wie er es bei der Einzelarbeit angekündigt hatte – sein Chordun (bei dem Link bitte herunterscrollen und unter „Tanpura“ schauen) dabei. Ein anthroposophisches Musikinstrument, das u.a. für die Musiktherapie genutzt wird und das Klänge macht, die wie Wirbel sind. Das wollte ich natürlich auch ausprobieren und fand es sehr außergewöhnlich.
Somatic Dance Training mit Katja Münker
Mein letzter Workshop an diesem Tag fand im größten Raum der Somatischen Akademie statt. Diesmal: Bewegung pur, ohne Klang oder Stimme. Somatic Dance Training nannte sich der Workshop. Zunächst sollten wir uns alle mit dem Rücken auf den Fußboden legen und dann nach einer Seite rollen, nach der anderen Seite rollen, in den Vierfüßlerstand kommen, uns bei den Bewegungen spüren. Archaische Bewegungen – so, wie ein Baby es lernt, aufzustehen.
Wir übten das mehrfach hintereinander, kamen später nach dem Vierfüßlerstand zum Aufstehen, übten das Ganze mehrfach mit der Aufsteh-Sequenz. Dann wurden es noch einige Bewegungen mehr. Z.B. sollten wir nach dem Aufstehen aus dem Becken heraus die Arme locker schwingen lassen, ehe wir den Ursprung der Bewegung in die Fingerspitzen legten und mit diesen große Kreise in die Luft malten.
Das „Gesamtpaket“ der Bewegung – vom Liegen bis zum Kreise malen – wurde immer wiederholt, langsamer, schneller und zum Schluss auch mit Musikuntermalung. Ganz zu Beginn fand ich es etwas überfordernd, denn es ging mir persönlich etwas zu schnell. Als ich mich besser darauf einlassen konnte, war ich erstaunt, wie sehr mich diese archaischen Bewegungen in eine angenehme Klarheit und Präsenz bringen können. So einfach und doch so wirkungsvoll. Danke, Katja!
Dennoch habe ich festgestellt, dass ich für mich, wenn es um Bewegung geht, Stopping Movement aus der Grinberg Methode bevorzugen würde. Es liegt mir einfach mehr. Wobei ich natürlich vom Somatic Dance Training aufgrund der Kürze der Zeit nur einen winzigen Hauch erlebt habe. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass das Somatic Dance Training vielen Menschen helfen kann, zentrierter, klarer und präsenter zu sein.
Fazit
Ich hatte Freude. Ich habe gelacht. Ich habe gestaunt. Ich habe mich bewegt. Ich hatte viele wunderbare Begegnungen und ein sehr berührendes Erlebnis mit Somatic Experiencing – so, wie es auch mein Wunsch war. Und das Beste: Seit ich in der Somatischen Akademie ankam, war der Tag völlig „im Fluss“. Besser hätte es nicht sein können.
Als Abschluss gab es eine leckere Möhren-Ingwer-Suppe, ehe ich mich wieder auf den Weg nach Hause machte, um die vielen Eindrücke zu „verdauen“. Und meine Ahnung hat sich absolut bestätigt: Die Körper- und Stimmarbeit, die in der Somatischen Akademie Berlin angeboten wird, ist richtig gut!!!